Neue Publikation: ExpertInnen in der Coronaberichterstattung

Wie ist es um die fachliche Expertise der in der Medienberichterstattung präsenten WissenschaftlerInnen bestellt?

Dieser Frage widmen sich Melanie Leidecker-Sandmann und Markus Lehmkuhl zusammen mit den beiden ehemaligen WMK-Studentinnen Patrizia Attar und Annika Schütz in ihrer frisch erschienenen Publikation in der Fachzeitschrift Public Understanding of Science. Die erfreuliche Antwort: Der mediale Coronadiskurs wird von WissenschaftlerInnen mit einer überdurchschnittlich hohen wissenschaftlichen Expertise geprägt. Die medial präsenten WissenschaftlerInnen haben überdurchschnittlich viele (thematisch relevante) Publikationen vorzuweisen, die darüber hinaus überdurchschnittlich häufig von anderen WissenschaftlerInnen zitiert werden.

Die Basis dieser Forschungsbefunde stellt eine quantitative Inhaltsanalyse der Coronaberichterstattung vier deutscher Qualitätsmedien dar (Süddeutsche Zeitung, Welt, Spiegel, dpa). In diesen Medientiteln haben Patrizia Attar und Annika Schütz insgesamt über 92.000 Artikel ermittelt, die sich im Jahr 2020 mit der Covid-19-Pandemie beschäftigten, und daraus eine geschichtete Zufallsauswahl von 4.051 Artikeln ausgewählt und analysiert. Unter anderem haben sie erfasst, wie viele und welche AkteurInnen in der Medienberichterstattung wörtlich oder indirekt zitiert wurden (6.382 Personen, darunter 501 WissenschaftlerInnen). Um die fachliche Expertise speziell der biomedizinischen WissenschaftlerInnen zu ermitteln, hat die Arbeitsgruppe für jede:n einzelne:n dieser 358 BiomedizinerInnen ein bibliometrisches Profil erstellt. Bestimmt wurde, wie viele wissenschaftliche Publikationen sie:er insgesamt verfasst hat, wie viele davon thematisch einschlägig waren und wie häufig diese Arbeiten zitiert wurden. Diese Daten wurden mit den bibliometrischen Profilen von 300 zufällig ausgewählten WissenschaftlerInnen verglichen, die zwischen 1999 und 2001 mindestens eine Studie zu den Themen Virologie, Epidemiologie oder Infektionskrankheiten publiziert haben und an einer deutschen Forschungseinrichtung tätig sind. Darüber hinaus wurden die durchschnittlichen Zitierraten der thematisch relevanten Publikationen der in der Medienberichterstattung präsenten wissenschaftlichen ExpertInnen mit allen thematisch relevanten Publikationen verglichen, die zwischen 1999 und 2020 weltweit erschienen sind.

Zum Aufsatz: https://doi.org/10.1177/09636625221095740