Diskurse zu Public Health-Themen. Akteure, Strategien, Formate (DiPubHealth)
Wissenschaftskommunikation ist in der Gegenwart mit einer sehr komplexen Kommunikationssituation konfrontiert: Eine stark ausdifferenzierte Öffentlichkeit mit vielen unterschiedlichen Kanälen trifft auf die Fragmentierung von öffentlicher Meinung, weil immer weniger von geteilten Auffassungen und übergreifend verständlichen Symbolen und Bildern in der Kommunikation ausgegangen werden kann. Das erschwert zielgerichtete Kommunikation. Darüber hinaus sind viele Kommunikationsaktivitäten hinsichtlich des kommunikativen Kontexts zu wenig reflektiert und scheitern deshalb nicht selten, etwa weil „neue” Akteure übersehen werden oder die Tatsache ignoriert wird, dass es in Diskursen über Wissenschaft oft nicht um die Wissensvermittlung geht, sondern um Fragen von Macht, Status und gesellschaftlichem oder politischen Einfluss.
Deshalb kann es für Unternehmen, aber auch andere kollektive Akteure, nicht darum gehen, einfach noch weiter und noch mehr zu kommunizieren. Vielmehr ist es entscheidend, anders und besser zu kommunizieren. Zugleich hängt das „anders“ und „besser“ davon ab, das Umfeld der Kommunikation viel genauer als bisher zu kennen. Nur so lassen sich Kommunikationsstrategien entwickeln, die erfolgreich verschiedene Rezipient:innengruppen ansprechen und den Interferenzen zwischen verschiedenen Kanälen und Formaten Rechnung tragen.

Das Forschungsprojekt DiPubHealth verfolgt zwei zentrale Ziele: 1. Die öffentliche Diskursdynamik ausgesuchter problemzentrierter gesellschaftlicher Debatten soll genauer verstanden werden. Dazu ist die Entwicklung eines Werkzeugkastens notwendig. Dieses Verständnis soll 2. dazu genutzt werden, Vorschläge für eine gezielte Weiterentwicklung von Formaten der Wissenschaftskommunikation zu machen, diese auszuprobieren und danach Anpassungen vorzunehmen.
Zentral will das Projekt dabei die Frage beantworten, ob und, wenn ja, wie sich ein ausreichend systematisches Wissen über relevante kommunikative Kontexte zeitnah zur geplanten kommunikativen Intervention erstellen lässt. Im Mittelpunkt steht also eine forschungsbasierte Formatentwicklung. Hierzu bedarf es eines präzisen Instrumentariums (etwa in Form von Bewertungsrastern, Typologien oder Kriterienkatalogen), um die Diskursdynamik und die relevanten kommunikativen Verstärker und Fallen identifizieren zu können. Um solche Werkzeuge zu entwickeln, geht die Analyse von Diskursen und die Formatentwicklung Hand in Hand.

Babette Jochum (∂wissimdialog) hat das Projekt beim Forum Wissenschaftskommunikation 2022 (#fwk22) vorgestellt. Das oben stehende Graphic Recording illustriert dabei die wesentlichen Inhalte. So zeigt die Abbildung die drei Leitfragen: Wie sehr polarisiert ein Thema? Welches Wissen ist eingebunden? Wer sind die Akteure?, an denen sich eine diskurssensible Gesundheitskommunikation orientieren kann. In einem nächsten Schritt sollen die Bedarfe von Praktiker*innen in der weiteren Forschung und Formatentwicklung erhoben und erste Ergebnisse in die Praxis getragen werden. Dazu findet im Dezember 2022 ein Zielgruppen-Workshop statt: Hier kommt es zur konkreten Zusammenarbeit mit Praktiker:innen aus der kommunalen Gesundheitsförderung.
Das KIT-Team verantwortet insbesondere die interdisziplinäre Forschung zu den kommunikativen Produkten, Prozessen und Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Dabei liegt der Fokus auf Akteuren (und ihren Organisationen), die zu wissenschaftlichen Themen in öffentlichen Diskursen sichtbar werden. Ein wichtiges Anliegen ist, dass die Forschung auch als Begleitung für innovative wissenschaftskommunikative Formate stattfindet.

Inga Dreyer, Annette Leßmöllmann, Thomas Heintz.
![]() 14.07.2021 Wie laufen öffentliche Diskurse über Public-Health-Themen wie beispielsweise COVID-19 ab? Das erforscht seit Juli 2021 ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Annette Leßmöllmann, gemeinsam mit der RWTH Aachen und Wissenschaft im Dialog. Finanziert wird das Projekt von der Bayer Foundation. Zur Projektseite14.07.2021 |
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Beteiligte Wissenschaftler:innen
Prof. Dr. Annette Leßmöllmann, wissenschaftliche Sprecherin des Projekts